„Wucher“ mit »gutem Zweck«
Diese Information wurde an alle Gewerbetreibenden im Ostrachtal vom Verein Ostrachtal attraktiv am 13.03.2014 per Email an alle Mitglieder und 120 weitere Gewerbetreibende verteilt.
Durch schnelles Handeln hat unser Verein einen geschätzten wirtschaftlichen Schaden i.H.v. ca. 15.000,- € – 25.000 € verhindert!
Aus diesem Grund möchten wir als Verein Ostrachtal attraktiv auch allen anderen Gewerbetreibenden in Deutschland unsere Erfahrungen teilen und Hilfe geben und in unserer Rubrik „sinnlose Werbung“ vor Werbefallen und Werbung warnen, welche Ihnen mehr Schaden kann als Nutzen bringt!
Was ist Social Sponsoring?
Hinweis: Der Name der Firma wird hier bewusst nicht genannt, es wird jedoch am Ende des Beitrages eine Linkliste veröffentlicht, in der verschiedene Anbieter dieser „Defi-Masche“ redaktionell in der Presse erwähnt werden.
Fall Bad Hindelang: Kostenloser Defibrilator
Grundsätzlich ist ein Defibrillator eine tolle Sache, da jedes Jahr viele tausend Leben damit gerettet werden können. Nichts spricht gegen einen Defibrilator. Nur ist es eben wichtig, von wem der Defi aufgestellt wird und wie dieser finanziert wird. In Bad Hindelang sollte so ein Defi „kostenlos“ aufgestellt werden und mit Sponsorengeldern finanziert werden.
Am Tennisplatz neben der Bergbahn Imberger Horn wäre der geplante Standort für den Defibrillator gewesen, so unser Kentnisstand. Nur wenige Meter neben der Bergbahn befindet sich jedoch ein Bergwacht-Depot, welches 24 Std. für den Notfall besetzt ist und ebenfalls ein Defibrillator vorhanden ist. Vor allem aber ist dort auch das Personal im Umgang mit dem „Defi“ geschult. Zudem ist ein weiterer Defibrillator in Hindelang bereits vorhanden!
Aber wenn er doch „kostenlos“ ist! Dann kann es ja nicht schaden, oder?
Die Sponsoring Firma wollte konsequent auf die Gewerbetreibenden im Tal zugehen und hat telefonisch Vor-Ort Termine ausgemacht, bei der das Konzept einer Werbetafel vorgestellt werdern sollte.
In diesen Terminen zielte die Firma darauf ab, langjährige Werbeverträge (bis 5 Jahre) mit Jahresbeiträgen von 200 – 500 € Kosten pro Jahr abzuschließen. Die „Lebensretter“-Firmen die den Defibrillator sponsern könnten dann auf einer Werbetafel am Defi Ihre Werbung anbringen!
Die Kosten für einen Defibrilator hingegen sehen wie folgt aus:
„Wie teuer ein Defibrillator ist, hängt von den Leistungen ab“. Norman Dittrich, der Rettungsdienstleiter beim DRK-Kreisverband, vergleicht den Kauf eines Gerätes mit dem eines Autos: Je mehr Leistungen man will, desto mehr Geld zahlt man. „Das Grundgerät kostet etwa 1400 Euro. Mit 700 bis 800 Euro sind die Aktivierungssysteme richtig teuer“, sagt Dittrich. Auch die Halterung kostet mehrere Hundert Euro. Die Wartung selbst sei dagegen günstig. Link zum Quelltext
Also nix mit kostenlos! Die Kosten sollen auf Sponsoren verteilt werden! Und das sogar sehr teuer! Für das gleiche Geld könnten beim richtigen Anbieter 5 bis 6 Defibrillatoren aufgehängt werden!
Dafür bekommt der Sponsor einen Eintrag auf einer Werbetafel mit einer Fläche von 0,0182 m²!
Praxisbeispiel: In einem Fall in Buchenbach hat ein Betrieb 870 Euro brutto für eine Fläche von ca. 14 x 13 cm bezahlt. das entspricht einem hochgerechneten Werbepreis pro m² von ca. 47.850 €. Davon abzuziehen sind die Kosten für den Defi mit ca. 3.000 €, bleibt ein m² Preis von fast 45.000 €
Kennen Sie einen Ort auf dieser Welt wo man für einen Quadratmeter Werbefläche einen m²-Preis in Höhe von 45.000 € bezahlt? Uns fallen da schon passende Werbeplätze wie z.B. Google Adwords mit einer millionenfachen Reichweite ein, bestimmt aber nicht in einer Tennishalle.
Ab welchem Betrag darf man denn von Wucher sprechen? Laut Wikipedia bezeichnet der Begriff Wucher das Angebot einer Leistung zu einer deutlich überhöhten Gegenleistung unter Ausnutzung einer Schwächesituation eines Vertragspartners.
In diesem Fall wird die Schwächesituation schnell klar: Es wird versucht aufgrund der sozialen Verantwortung unter dem Motto „Tue Gutes und sprich darüber“ eine Situation zu schaffen, bei der der Vertragspartner schnell von einer „lebensrettenden Maßnahme“ überzeugt werden soll.
Die Praxis an sich ist nicht illegal, es handelt sich auch nicht um ungerechtfertigte Bereicherung, da ja ein Werbevertrag unterschrieben wird. Doch ist der Vertrag einmal unterschrieben, gibt es kaum einen Weg zurück.
Da unser Verein bereits 48 Std. vor den Vor-Ort-Besuchsterminen der Firma von dieser Aktion Wind bekommen hat, konnten über unseren internen Verteiler fast alle Firmen gewarnt werden und dadurch wurden, soweit wir wissen auch keine Verträge abgeschlossen!
Durch schnelles Handeln hat unser Verein einige Vertragsabschlüsse verhindern können!
Pro verhindertem Vertragsabschluss sparen unsere Mitgliedsbetriebe bis zu 2.500,- € unsinniger Werbekosten!
Im Gegenzug: Bei nur 20 Unterschriften würde die Firma somit in 5 Jahren ca. 20.000 €, sogar bis zu 50.000,- € Umsatz machen! Wir denken daher, es könnte unter Umständen den Tatbestand des Wuchers erfüllen!
Wir als Verein Ostrachtal Attraktiv distanzieren uns daher sehr deutlich von „professionellen“ Social Sponsoring Firmen, da wir i.d.R. von überteuerter Werbung ohne angemessene Leistung ausgehen!*
*Gerne lassen wir uns vom Gegenteil überzeugen, wenn uns eine genaue Aufstellung der Kosten und Erträge der Firmen vorgelegt werden.
So lange es seitens der Anbieter keine offene Darstellung der eingenommenen Sponsoringgelder, und keine Kostenaufstellung der erbrachten Leistung gibt, könnte man umgagssprachlich von einer „Abzocke“ ausgehen.
In einem Artikel der Croneberger Woche findet sich folgender Auszug:
„Unterdessen tauchte bei einem “Sponsor” und bei der CW über Ostern ein anonymer Brief auf. Der Schreiber gibt darin an, selbst für die Firma xxxxx gearbeitet zu haben und bestätigt, “dass es sich um Abzocke handelt”. Die Kosten für das Leasing der Defibrillatoren betrügen zirka 30 Euro monatlich, der Einkaufspreis liege bei 630 Euro netto, der Wert des Wandkastens bei 120 Euro. Den Kosten von etwa 900 Euro stünden “Einnahmen” in Höhe von 48.000 Euro gegenüber.“
Den Link zum Originalbeitrag dazu finden Sie am Ende des Beitrags
FAZIT:
Daher raten wir allen Gewerbetreibenden in Deutschland ernsthaft die Wirtschaftlichkeit zu kalkulieren, vor allem nichts sofort zu unterschreiben!
Unserer Meinung nach geht es nicht vorrangig um´s „Leben retten“, sondern vor allem darum die Taschen der Anbieter mit Geld zu füllen!
Sollten Sie so einen Vertrag unterschrieben haben, raten wir anwaltliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, um schnellstmöglich aus diesem Vertrag wieder rauszukommen! Allen betroffenen Unternehmen rät Anwältin Christine Burmann, sich einen Rechtsbeistand zu suchen, den Vertrag wegen „arglistiger Täuschung“ anzufechten und fristlos zu kündigen.
Natürlich muss jeder Gewerbetreibe, Kommune, Verein etc. selbst entscheiden, ob das Angebot einer Social Sponsoring Firma Sinn macht, nur bitten wir es sehr gründlich zu überdenken und eine offene Kalkulation der Kosten und Ertäge einzuholen!
Als Alternative zu Angeboten von Social Sponsoring Firmen bieten wir folgendes an:
Gleichwohl kann die Anschaffung eines AEDs eine sinnvolle Investition sein, wenn hoher Publikumsverkehr vorliegt oder mit Risikogruppen Sport getrieben wird. Bei der Anschaffung ist aber die Zusammenarbeit mit einer seriösen Firma oder einer Stiftung auf Grundlage mehrerer Kostenvoranschläge erstrebenswert, z.B. mit der Björn-Steiger-Stiftung (www.steiger-stiftung.de).
Suchen Sie auch den Kontakt zu örtlichen Vereinen wie Bergwacht, Rotes Kreuz, Johanniter etc. auf und lassen sich ein Angebot über einen Defi machen. Hier unterstützen Sie die ehrenamtlichen Helfer vor Ort, eine Spende an solche Organisationen macht dann auch Sinn!
Linkliste Pressemeldungen zu dem Thema kostenloser Defibrilator:
- Abzocke mit Defibrillatoren
- Die Masche mit dem Guten Zweck Kanzlei Czap & Czap
- Mieses Geschäft mit dem guten Zweck primavera24.de
- Kampf dem Herztod als Lizenz zum Geld verdienen – Vorlksfreund.de
- Die Defimed-Masche: Lukrativ und medizinisch fragwürdig – Badische Zeitung
- Defi-Sponsoring”: Richtig gutes Geschäft mit gutem Zweck Cronenberger Woche
- Defimed wird nach Defibrillator-Sponsoring Bereicherung vorgeworfen www.derwesten.de
- Geschäfte mit der Hilfsbereitschaft Kölner Stadtanzeiger
- Lebensretter als Geschäftsidee Alb Bote Südwest Presse
- Defibrillator sorgt für Wallungen Wormser Zeitung
- Defibrillator im Sportzentrum muss abgebaut werden Croneberger Woche
- Profitgier statt Kampf gegen Herztod? kreiszeitung-wochenblatt.de
- „Verpuffte Energie“ Stuttgarter Nachrichten
- Firma nutzte Tierschutz für Geschäftsstrategie derwesten.de
- Auf den Pranger! richterschreck.de
Schweiz:
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Info zu unserem Verein:
Als Werbegemeinschaft versuchen wir gemeinsam mit unseren Mitgliedern sinnvolle Werbung mit Nachhaltiger Wirkung zu erzielen und freuen uns auf Feedback und Unterstützung! Falls jemand Erfahrungen mit dem Vorgehen der Firma macht bitten wir Euch uns diese Erfahrungen an info@ostrachtal-attraktiv.de mitzuteilen.